1. Was ist ein Bandscheibenvorfall?
  2. Ursachen: Wie entsteht ein Bandscheibenvorfall?
  3. Symptome des Bandscheibenvorfalls
  4. Folgen des Bandscheibenvorfalls
  5. Diagnose: Wie stellt der Arzt einen Bandscheibenvorfall fest?
  6. Konservative Therapie des Bandscheibenvorfalls
  7. Operative Therapie des Bandscheibenvorfalls
  8. FAQ: Häufig gestellte Fragen zum Bandscheibenvorfall an PD Dr. David-Christopher Kubosch von der Gelenk-Klinik Freiburg
  9. Übungen nach Bandscheibenvorfall
Schematische Darstellung eines Bandscheibenvorfalls Darstellung eines Bandscheibenvorfalls (Diskusprolaps). Der innere Bandscheibenkern (dunkelblau) durchbricht den äußeren Faserring (hellblau) und kann einen Spinalnerven (gelb) komprimieren. Wenn ein Nerv oder das Rückenmark eingeengt wird, hat der Bandscheibenvorfall ernste Folgen: Schmerzen, Lähmungen und dauerhafte Ausfälle sind möglich. © Gelenk-Klinik

Bei einem Bandscheibenvorfall reißt der zähe Faserknorpel der Bandscheibe. Ihr gallertiger Kern tritt in den Wirbelkanal aus. Drückt der Gallertkern auf einen Rückenmarksnerven oder auf eine Nervenwurzel (Radikulopathie), leiden Betroffene unter starken Rückenschmerzen, die teilweise bis in Arme und Beine ausstrahlen. Kribbeln, Taubheit und Lähmungen können hinzukommen.

Meist sind von einem Bandscheibenvorfall Menschen im Alter zwischen 30 und 55 Jahren betroffen. Die Ursachen eines Bandscheibenvorfalls (Diskusprolaps) liegen meist in verschleißbedingten (degenerativen) Prozessen. Nur selten ist ein Unfall (Trauma) für einen Bandscheibenvorfall verantwortlich. Übergewicht, Bewegungsmangel, Überlastung und Fehlstellungen der Wirbelsäule wie beispielsweise Skoliose erhöhen die Gefahr für einen Prolaps.

Den Wirbelsäulen-Spezialisten der Gelenk-Klinik steht ein breites Spektrum an therapeutischen Möglichkeiten zur Verfügung, Patienten mit einem Bandscheibenvorfall wieder zu weitgehender Schmerzfreiheit und Mobilität zu verhelfen. Diese reichen von individuell angepasster Schmerzbehandlung direkt an der geschädigten Bandscheibe (Infiltration) über minimalinvasive Eingriffe bis hin zum Einsatz einer Bandscheibenprothese.

Was ist ein Bandscheibenvorfall?

Insgesamt 23 Bandscheiben dienen in der Wirbelsäule als Puffer und federn die Bewegungen der Wirbelkörper ab. Erst die Bandscheiben ermöglichen die enorme Beweglichkeit der Wirbelsäule und verteilen den Druck, der auf der Wirbelsäule lastet, gleichmäßig. Scherkräfte und Hebelwirkungen beim einseitigen Tragen und dem Heben von schweren Lasten erhöhen die Belastung bei bestimmten Körperbewegungen um ein Vielfaches unseres Körpergewichtes.

Synonyme zu Bandscheibenvorfall:

Bereits ab etwa dem 20. Lebensjahr werden unsere Bandscheiben zusehends schlechter mit Nährstoffen versorgt und der äußere Faserring (Anulus fibrosus) bildet immer mehr kleine Risse. Damit wird die Hülle anfälliger für Verletzungen. Der Gallertkern der Bandscheibe (Nucleus pulposus) dringt bei Belastung in die feinen Risse des Faserrings ein. Hierdurch kann es zu einer Bandscheibenvorwölbung (Protrusion) bis hin zu einem kompletten Riss (Ruptur) des Faserrings kommen. Treten Teile des Gallertkerns aus und drücken auf einen Rückenmarksnerv (Spinalnerv), liegt ein schmerzhafter Bandscheibenvorfall vor.

Wann sofort zum Arzt mit Bandscheibenvorfall?

Es gibt Warnsignale (Red flags), die Sie nicht ignorieren dürfen! Bei folgenden Beschwerden sollten Sie sofort ärztlichen Rat einholen:

  • Unkontrollierte Darmentleerung
  • Unfähigkeit zum Wasserlassen
  • Blaseninkontinenz
  • Unerklärliche Schwäche in Armen, Beinen, Fingern oder Füßen
  • Gefühlsstörungen (Parästhesien) in den Extremitäten, zum Beispiel Brennen, Ameisenlaufen, Gefühllosigkeit
  • Gleichförmig starke Rückenschmerzen, die nicht von der Position abhängig sind
  • Nächtliche Rückenschmerzen in Ruhe
  • Deutliche Verschlechterung von zuvor eher mäßigen Rückenschmerzen

Wo treten häufig Bandscheibenvorfälle auf?

Bei etwa 9 von 10 Betroffenen tritt der Bandscheibenvorfall im Bereich der Lendenwirbelsäule (LWS) auf. Wenn solch ein lumbaler Prolaps auf den großen Ischiasnerv drückt, ziehen sich starke Rückenschmerzen über das Gesäß bis in ein Bein hinein.

Bei jedem 10. Patienten ist die Halswirbelsäule (HWS) von einem Bandscheibenvorfall betroffen (zervikaler Diskusprolaps). Die Schmerzen können in einen Arm ausstrahlen und möglicherweise von Gefühlsstörungen (Parästhesien) wie Taubheit, Kribbeln und Lähmungserscheinungen begleitet sein.

Sehr selten tritt ein Bandscheibenvorfall in Höhe der Brustwirbelsäule (BWS) auf. Die Schmerzen breiten sich typischerweise über einen ringförmig begrenzten Abschnitt des Brustkorbs aus.

Begriffserklärungen rund um den Bandscheibenvorfall

Schematische Darstellung einer Bandscheibenvorwölbung und eines Bandscheibenvorfalls Schematische Darstellung einer Bandscheibenvorwölbung (Protrusion) und eines Bandscheibenvorfalls (Diskusprolaps): Der Gallertkern der Bandscheibe wölbt sich bei einer Bandscheibenprotrusion in den Wirbelkanal vor. Der feste Faserring ist noch intakt. Bei einem Bandscheibenvorfall durchbricht der Gallertkern der Bandscheibe den festen Faserring und tritt nach außen. Wenn ein Nerv oder das Rückenmark eingeengt wird, hat der Bandscheibenvorfall ernste Folgen: Schmerzen, Lähmungen und dauerhafte Ausfälle sind möglich. © Gelenk-Klinik

Bandscheibenprotrusion:
Bei einer Protrusion ist die Bandscheibe vorgewölbt und drückt häufig schmerzhaft auf das Rückenmark oder eine Nervenwurzel (Radikulopathie). Ursache ist eine instabile, poröse Bandscheibenhülle. Bei der Protrusion tritt noch kein Material aus dem Inneren der Bandscheibe, dem Nucleus pulposus, aus und der Faserring ist noch intakt. Eine Bandscheibenprotrusion stellt in gewisser Weise die Vorstufe für einen Bandscheibenvorfall dar. Mediziner sprechen deswegen auch von einem inkompletten Bandscheibenvorfall.

Bandscheibensequester:
Der zähe Faserring (Anulus fibrosus) ist gerissen und ein Teil des Inhaltes wird so aus der Bandscheibe herausgedrückt, dass er vom Rest der Bandscheibe vollständig abgetrennt ist.

Bandscheibendegeneration:
Alterung, Überlastung oder eine ungünstige Stoffwechsellage lassen die Hülle der Bandscheibe brüchig werden. Sie regeneriert sich nur langsam und verliert an Elastizität. Der Bandscheibenkern speichert weniger Wasser und ihre Reißfestigkeit nimmt ab.

Anatomie: Wie ist die Bandscheibe aufgebaut?

Anatomische Darstellung einer einzelnen Bandscheibe Die Bandscheibe besteht aus der zähen bindegewebigen Hülle (Anulus fibrosus) und dem flüssigen Kern (Nucleus pulposus). Die Bandscheibe federt Stöße ab. Sie ermöglicht als Gleitschicht zwischen den knöchernen Wirbelkörpern die Beweglichkeit der Wirbelsäule. Fällt eine Bandscheibe aus, bilden sich knöcherne Anbauten am Rand der Wirbelkörper, sogenannte Spondylophyten. Dies engt den verfügbaren Raum für das Rückenmark und die Spinalnerven ein und stört langfristig die normale Funktion des Nervensystems. © Viewmedica

Die Bandscheibe ist etwa 1,2 Zentimeter hoch und liegt zwischen den knöchernen Wirbelkörpern. Eine dicke, elastische Hülle aus festem Bindegewebe (Anulus fibrosus) umgibt den gelartigen Kern der Bandscheibe (Nucleus pulposus). Beim akuten Bandscheibenvorfall wird diese Hülle mechanisch durchbrochen: Material aus dem Gallertkern dringt nach außen und drückt auf die Spinalnerven oder das Rückenmark.

Im Gallertkern befinden sich Knorpelzellen (Chondrozyten). Sie bilden das wasserbindende Bindegewebe des Bandscheibenkerns, indem sie langkettige Zucker-Eiweißmoleküle (Aggrekane) herstellen und in die Umgebung absondern.

Da die Bandscheiben nicht durchblutet sind, bildet ihr passiver Flüssigkeitsaustausch mit der Umgebung die Grundlage für Ernährung und Stoffwechsel. Damit der weiche Kern der Bandscheibe seine Pufferfunktion erfüllen kann, arbeitet er gegen den harten, elastischen und mehrschichtigen Faserring. So kann die Bandscheibe ähnlich wie ein Stoßdämpfer wirken und ist gleichzeitig in allen Bewegungssituationen flexibel.

Nährstoffmangel macht die Bandscheibe brüchig

Bandscheibendegeneration

Wird die Bandscheibe nicht ausreichend mit Nährstoffen versorgt, kann die Bandscheibenhülle brüchig werden. Das Einwachsen von Blutgefäßen in den normalerweise nicht durchbluteten Faserknorpel kann die Stabilität der Bandscheibe weiter herabsetzen. So erhöhen Bewegungsmangel und die dadurch ausgelöste Minderernährung die Gefahr eines Bandscheibenvorfalls (Prolaps).

Gering ernährte, nicht durchblutete Gewebe haben einen langsameren Stoffwechsel als durchblutete Gewebe. Auch die Bandscheibe zählt zu diesen sogenannten bradytrophen Geweben. Im Mutterleib wird die Bandscheibe noch über eigene Blutgefäße versorgt. Nach der Geburt erhält sie Nährstoffe und Flüssigkeit nur noch passiv. Ihre Ernährung erfolgt über Diffusion, also den durch Bewegung und Kompression ausgelösten Flüssigkeitsstrom. Dabei saugt die Bandscheibe – vor allem nachts – Wasser und Nährstoffe wie ein Schwamm aus der sie umgebenden Gewebeflüssigkeit auf. Tagsüber, während körperlicher Bewegung, wird ein Teil der Flüssigkeit aufgrund des Körpergewichts im Stehen und Sitzen wieder aus der Bandscheibe herausgedrückt. Deshalb verlieren wir tagsüber ein wenig an Körpergröße und gewinnen diese in der Nacht wieder zurück. Der Größenunterschied zwischen morgens und abends kann mehrere Zentimeter ausmachen.

Die körperliche Aktivität ist ganz direkt für eine optimale Ernährung der Bandscheibe verantwortlich. Bewegt sich jemand zu wenig, kommt die Diffusion von Nährflüssigkeit in die Bandscheiben nicht in Gang. Die Knorpelzellen im Nucleus pulposus werden ebenfalls nicht mehr ausreichend ernährt. Es entsteht ein Säureüberschuss (pH-Wert-Absenkung) und Stresssignale der Zellen führen langfristig zur Degeneration und Schwächung der Bandscheibe.

Bandscheiben haben wichtige Funktionen

Die Funktion einer gesunden Bandscheibe kann man am besten mit einem gefüllten Wasserbett vergleichen. Stöße werden durch den flüssigkeitsgefüllten Kern gleichmäßig auf die gesamte Fläche der stabilen Hülle verteilt. Lebendige Knorpelzellen (Chondrozyten) produzieren die Bindegewebsanteile der Hülle und des gelartigen Kerns der Bandscheibe. Die Vitalität dieser Zellen beeinflusst erheblich die Stabilität der Bandscheibe.

Die gesunde Bandscheibe erfüllt drei Funktionen:

  • Elastische Pufferwirkung:
    Der hohe Flüssigkeitsdruck innerhalb der Bandscheibe federt vertikale Stöße ab. Die zähe, elastische Hülle hält diesen Druck aufrecht.
  • Abstandhalter zwischen den Wirbelkörpern:
    Der durch den gallertartigen Kern definierte Durchmesser sorgt für Abstand zwischen den Wirbelkörpern und damit für ausreichend Platz für die Spinalnerven (Rückenmarksnerven).
  • Beweglichkeit und Gelenkbildung zwischen den Wirbelkörpern:
    Die knorpeligen Endplatten der Bandscheibe sorgen als Verbindungsschicht zu den Wirbelkörpern für die Ernährung der Bandscheiben. Eine Verknöcherung dieser Endplatten stört Stoffwechsel und Ernährung der Bandscheibe erheblich.

Von der Funktion jeder einzelnen Bandscheibe ist die Funktion der Wirbelsäule als Ganzes abhängig. Die paarweise auf beiden Seiten der Wirbelsäule austretenden Nervenwurzeln leiten Signale aus dem Gehirn in den Körper. Jedes Nervenpaar versorgt einen bestimmten Bereich der Hautoberfläche (sensibel) und der Muskulatur (motorisch).

Diese Zuordnung der Nervenwurzeln zu bestimmten Körpersegmenten ist für die klinische Untersuchung des Bandscheibenvorfalls sehr wichtig. Durch die genaue Lokalisierung von Gefühls- oder Bewegungsstörungen lässt sich die Lage eines Bandscheibenvorfalls vom Spezialisten sehr genau eingrenzen.

Ursachen: Wie entsteht ein Bandscheibenvorfall?

Die in der Evolution erfolgte Anpassung der menschlichen Wirbelsäule an den aufrechten Gang liegt in der menschlichen Entwicklung relativ kurz zurück. In Verbindung mit zunehmend sitzenden Tätigkeiten in Beruf und Alltag stellen Ärzte immer mehr verschleißbedingte Erkrankungen der Bandscheiben fest.

Bewegungsmangel schadet der Wirbelsäule

Normale Alterungsprozesse, Bewegungsmangel und sitzende berufliche Tätigkeiten wirken sich negativ auf die Gesundheit der Bandscheibe aus. Ihre Versorgung mit Nährstoffen und Wasser ist herabgesetzt und sie verliert an Höhe und Elastizität. Die degenerativen Veränderungen an Bandscheiben können Auslöser für diskogene Rückenschmerzen sein, also Schmerzen, die von den Bandscheiben verursacht werden.

Risikofaktoren und Ursachen der Bandscheibendegeneration:

  • Hochgewachsene Menschen
  • Leistungssportler
  • Autofahrer mit vielen Langstrecken
  • genetische Veranlagung
  • Übergewicht
  • Haltungsfehler und Fehlstellungen der Wirbelsäule: z. B. Morbus Scheuermann, Skoliose
  • Unfälle oder Überlastung der Bandscheiben
  • Rauchen und Alkoholkonsum

Vermutlich spielt genetische Veranlagung ebenfalls eine Rolle bei der Entstehung eines Bandscheibenvorfalls: Bestimmte Genvarianten schwächen das Bindegewebe und erhöhen die Gefahr eines Risses (Ruptur) der Bandscheibe.

Meist geht dem Riss des Faserknorpels ein längerer, degenerativer Prozess voraus. Die Bandscheibendegeneration ist ein Rückgang der normalen Bandscheibenfunktion, meist aufgrund einer Störung im Stoffwechsel. Eine Veränderung der Knorpelplatten, mit denen die Bandscheibe an die benachbarten Wirbelkörper grenzt, kann den Stoffwechsel und damit die Vitalität der Bandscheibe bereits vor einem Riss des Faserknorpelrings deutlich reduzieren.

Die Degeneration der Bandscheibe als Auslöser des Bandscheibenvorfalls

Eine Degeneration der Bandscheibe betrifft bereits 30 Prozent der 30- bis 35-Jährigen, dabei sind die meisten in diesem Alter noch beschwerdefrei.

Die Bandscheibendegeneration verläuft in mehreren Stadien. © FOTOLIA @Bilderzwerg Die Bandscheibendegeneration verläuft in mehreren Stadien. Bei der intakten Bandscheibe ist der flüssige Bandscheibenkern (Nucleus pulposus) von dem zähen Anulus fibrosus umgeben. Gibt diese zähe Bandscheibenhülle unter dem Druck des Gallertkernes nach, liegt eine Bandscheibenprotrusion vor: Die Bandscheibe wölbt sich vor. Erst wenn das gallertartige Innere der Bandscheibe nach außen tritt, spricht man von einem Bandscheibenvorfall. Im letzten Stadium bildet sich ein Sequester. Der Nucleus pulposus hat sich dann vollständig aus dem Inneren der Bandscheibe gelöst. © bilderzwerg, Fotolia Degenerierte Bandscheibe Degenerierte Bandscheibe mit vermindertem Wassergehalt (Pfeil). © Gelenk-Klinik

Die Bandscheibendegeneration verändert den Wassergehalt der Bandscheibe. Das Bild zeigt eine degenerierte Bandscheibe zwischen den Wirbeln L5 und S1 (gelber Pfeil). Im Vergleich zu den benachbarten Bandscheiben sind sowohl der Wassergehalt als auch die Höhe der Bandscheibe deutlich vermindert. Im MRT-Bild erscheint diese Bandscheibe daher viel dunkler. Die Höhe der degenerierten Bandscheibe beträgt noch mehr als 50 % einer gesunden Bandscheibe. Auch die Begrenzung zu den Wirbelknochen (Endplatten) ist intakt und noch nicht verhärtet (Sklerosierung). Das bedeutet, dass die Ernährungssituation dieser Bandscheibe noch gut ist. Bei diesem Patienten würde sich eine bandscheibenerhaltende Therapie (Augmentation) eignen, wenn die Rückenschmerzen mit konservativen Therapien therapiert werden muss.

Kollabierte Bandscheibe Das Röntgenbild zeigt eine um mehr als 50 % kollabierte Bandscheibe. © Gelenk-Klinik

Auf dem Röntgenbild einer lumbalen Wirbelsäule ist eine zu mehr als 50 % kollabierte Bandscheibe mit sehr geringem Flüssigkeitsanteil dargestellt (gelber Kreis). Die hellen Bereiche in den benachbarten Wirbelknochen sind Wassereinlagerungen (Ödeme). Die beiden Wirbelknochen liegen sich nicht mehr genau gegenüber, sondern sind gegeneinander verschoben. Bei diesem instabilen Bandscheibensegment ist eine volumenvergrößernde (augmentierende) oder bandscheibenerhaltende Behandlung nicht mehr möglich. Leidet der Patient an starken Schmerzen, muss die Bandscheibe ersetzt werden. Eine Alternative ist die Versteifung der beiden benachbarten Wirbelkörper, um die schmerzhafte Instabilität des Bandscheibensegmentes zu beheben.

Typischer Auslöser des Bandscheibenvorfalls: falsches Heben von Lasten

Ein Bandscheibenvorfall tritt vor allem dann auf, wenn die Bandscheibe vorne komprimiert wird. Dies ist zum Beispiel beim Hochheben einer Last aus gebeugter Haltung der Fall. Dann wird der Bandscheibeninhalt nach Ruptur (Riss) direkt in den Wirbelkanal (Spinalkanal) gedrückt, in dem das Rückenmark als Teil des Zentralnervensystems verläuft.

Symptome des Bandscheibenvorfalls

  • Rückenschmerzen, Ziehen, Brennen
  • Taubheitsgefühl, Kribbeln
  • Störungen der Beweglichkeit
  • Reflexstörungen
  • Schwindel, Koordinationsstörungen
  • Lähmungserscheinungen
  • Kontrollverlust über Darm- oder Blasenfunktion (Notfall!)

Schmerzen und Empfindungsstörungen nach Bandscheibenvorfall können – je nach betroffenem Segment der Wirbelsäule – unterschiedlich lokalisiert sein. Der Orthopäde kann vom Hautareal mit Empfindungsstörungen, dem sogenannten Dermatom, auf den zugehörigen geschädigten Spinalnerven schließen. Nicht jeder Bandscheibenvorfall geht mit Symptomen einher. Beschwerden entstehen erst, wenn die Bandscheibe auf eine Nervenwurzel (Radikulopathie), das Rückenmark oder eine benachbarte Nervenfaser drückt. Die Art, wie sich diese Symptome äußern, hängt wiederum davon ab,

  • wie stark und
  • wie lange der Nerv oder seine Wurzel zusammengedrückt wird und
  • auf welcher Höhe der Bandscheibenvorfall auftritt.

Symptome bei einem Bandscheibenvorfall der Halswirbelsäule

Ein Bandscheibenvorfall in der Halswirbelsäule (HWS) strahlt in Kopf, Nacken, Schultern und Arme aus. Ist das Rückenmark mitbetroffen, kann es neben Nackenschmerzen zu Gefühlsstörungen in Armen und Händen mit Kribbeln, Taubheitsgefühl bis hin zu Muskelschwächen oder Lähmungserscheinungen kommen. Auch Durchblutungsstörungen der Arme und Hände, Schwindel, Ohrgeräusche oder ein Druckgefühl in den Ohren können auftreten. Seltener werden Querschnittssymptome beobachtet, die auf jeder Höhe der Wirbelsäule möglich sind.

Symptome bei einem Bandscheibenvorfall der Brustwirbelsäule

Ein Bandscheibenvorfall der Brustwirbelsäule ist im Vergleich zur Hals- oder Lendenwirbelsäule eher selten und geht häufig mit einer Blockade der kleinen Wirbelgelenke einher. Die Schmerzen sind lokal auf die Brustwirbelsäule beschränkt oder strahlen im Rippenverlauf gürtelförmig aus. Häufig liegt bei einem Bandscheibenvorfall auf dieser Höhe eine Druckempfindlichkeit vor.

Symptome bei einem Bandscheibenvorfall der Lendenwirbelsäule

Bandscheibenvorfälle der Lendenwirbelsäule stellen die häufigsten Fälle dar. Bei einem LWS-Bandscheibenvorfall treten typischerweise stechende Schmerzen auf, die auf den Rücken begrenzt sein können oder bis in die Beine und Füße ausstrahlen. Die Patienten nehmen Schonhaltungen ein und vermeiden starkes Pressen oder Husten, wodurch der Schmerz häufig noch verstärkt wird. Ist das Rückenmark tangiert, können auch hier Kribbeln, Taubheitsgefühle und Muskelschwächen bis hin zu Lähmungserscheinungen in den Beinen auftreten. Auch die Schließmuskulatur von Blase und Darm kann betroffen sein. Oft hat der Patient gleichzeitig ein Taubheitsgefühl im Anal- und Genitalbereich und kann den Harn- und Stuhlabgang nicht mehr willkürlich steuern.

Cauda-equina-Syndrom: Querschnittssyndrom nach Bandscheibenvorfall

Die drastischste Folge einer Bandscheibenruptur ist das Cauda-equina-Syndrom. Die Cauda equina ("Pferdeschweif") ist ein Bündel von Nervenwurzeln, die zwischen dem Lendenwirbelsegment L1 und dem Kreuzbein im Wirbelkanal verlaufen. Eine massive Quetschung der Cauda equina durch einen Bandscheibenvorfall gilt als medizinischer Notfall und erfordert eine operative Dekompression innerhalb der nächsten 72 Stunden. Das Querschnittssyndrom führt zu schlaffen Lähmungen der unteren Extremitäten. Meist leiden Betroffene auch unter Sensibilitätsstörungen in den versorgten Bereichen. Taubheit und Kribbeln sind die Folge. Der Kontrollverlust über Stuhlgang (Defäkationsstörung) und Wasserlassen (Miktionsstörung) kann ebenfalls als Folge des Cauda-equina-Syndroms auftreten.

Lähmung (Parese) nach Bandscheibenvorfall

Es können unterschiedlich ausgeprägte Lähmungen nach einer Nervenkompression auftreten. Eine Parese bedeutet nicht den totalen Ausfall, sondern nur eine starke Abschwächung der Funktion.

Häufig ist der Großzehenheber gelähmt, was Einfluss auf das Gangbild des Patienten hat. Auch der Fußheber oder der Kniestrecker können gelähmt sein.

Eine Lähmung gilt gemeinhin als sichere OP-Indikation. Vergleiche zwischen operativer und konservativer Therapie bei einer Parese zeigen allerdings ähnliche Behandlungsergebnisse: 70 % aller Patienten wiesen unabhängig vom gewählten Behandlungspfad in beiden Gruppen eine deutliche neurologische Verbesserung der Lähmungserscheinungen auf. Diese und ähnliche Studien führten zu einem deutlichen Rückgang der Zahl der Bandscheibenoperationen nach Bandscheibenvorfall.

Wenn sich die Situation unter konservativer Therapie deutlich verschlechtert, gilt diese Situation nach wie vor als Indikation für eine sofortige Operation durch einen Wirbelsäulen-Spezialisten.

Bandscheibenvorfälle können symptomlos sein

Das Röntgen- oder MRT-Bild der Wirbelsäule und das Befinden des Patienten sind nicht immer eindeutig miteinander in Verbindung zu bringen. Nicht jeder radiologisch sichtbare Befund führt tatsächlich zu starken Beschwerden. Viele Vorfälle sehen im Bild drastisch aus, verlaufen klinisch aber unauffällig. Andererseits gibt es Beschwerden, die ein Röntgen- oder MRT-Bild nicht erklären kann. Eine detaillierte klinische Untersuchung ist enorm wichtig, um Fehlbehandlungen zu vermeiden.

MRT-Aufnahme eines Bandscheibenvorfalls im Querschnitt MRT-Aufnahme eines massiven Bandscheibenvorfalls der unteren Wirbelsäule (L5/S1) im Querschnitt. Das hervorgetretene Bandscheibengewebe (gelber Kreis) drückt in der Abbildung deutlich sichtbar auf den Duralsack (weiße Struktur), der im Rückenmarkskanal das Rückenmark enthält. © Gelenk-Klinik

Es gibt Patienten, die einen Bandscheibenvorfall haben und dabei keinerlei Schmerzen empfinden. Offensichtlich treten Schmerzen nur auf, wenn die Nervenwurzel bereits vorher eine Empfindlichkeit (Sensibilisierung) für den Bandscheibenvorfall entwickelt hat. In diesen Fällen wurde bei feingeweblichen Untersuchungen die Ausbildung von Schmerzfühlern im Bereich der Nervenwurzel und der Bandscheiben beobachtet. Vor einer Bandscheibenoperation kann deshalb im Zweifel eine Infiltration (Injektion von anästhesierenden Substanzen) durchgeführt werden, um sich über die tatsächliche Schmerzursache Klarheit zu verschaffen.

Wie kommt es zu ausstrahlenden Schmerzen in Arme und Beine?

Die Nervenwurzeln versorgen im Bereich der Lendenwirbelsäule die Beinmuskeln mit Befehlen zur Bewegung. Sie sind auch für die Übermittlung der Schmerzsignale aus dem Körper an das Gehirn zuständig. Wenn etwas auf diese Nervenwurzeln drückt, kommt es typischerweise zu Schmerzempfindungen in den Gliedmaßen, die sie versorgen. Zusätzlich können Gefühlsstörungen mit Taubheit, Kribbeln oder sogar Lähmungen auftreten.

Wenn die Nervenwurzeln aus dem Bereich der Sakralwirbel 3 bis 5 (S3-S5) betroffen sind, leidet der Patient an einer sogenannten Reithosenanästhesie (Konussyndrom). Das Konussyndrom äußert sich durch Taubheitsgefühl im Bereich des Gesäßes, der Genitalien und der Oberschenkelinnenseiten.

Ist die Halswirbelsäule von einem Bandscheibenvorfall betroffen, treten die Symptome meist im Bereich der Arme, Hände und Schultern auf.

Bandscheibenvorfall im Ledenwirbelbereich Je nach Höhe des Bandscheibenvorfalls in der Wirbelsäule können unterschiedliche Symptome auftreten. Die aus der Lendenwirbelsäule austretenden Nervenwurzeln versorgen die unteren Extremitäten. Werden sie komprimiert, kommt es zu Schmerzen und Gefühlsstörungen in den Beinen. © Henrie, Fotolia

Folgen des Bandscheibenvorfalls

Wenn bei einem Bandscheibensequester abgetrenntes Bandscheibenmaterial auf das Rückenmark drückt, leidet der Patient unter Lähmungen, Gefühlsstörungen, dem Verlust von Reflexen oder brennenden Schmerzen. Massive Quetschungen (Kompressionen) der Rückenmarksnerven verursachen in schweren Fällen Dauerschäden. Je länger die Nervenquetschung dauert, umso höher ist das Risiko für Folgeschäden.

Diese Störungen können sich auch zurückbilden: Eine operative Entfernung des Sequesters oder die natürliche Rückbildung durch körpereigene Resorption kann das Rückenmark wieder entlasten und die Missempfindungen verschwinden.

Einige Jahre nach dem Bandscheibenprolaps geht es Patienten nach einem operativen Eingriff ähnlich gut wie Patienten nach konservativer Behandlung. Eine Operation liefert innerhalb der ersten 24 Monate eine schneller einsetzende Schmerzfreiheit.

Chemische Reizung und Entzündung an den Spinalnerven

Das ausgetretene Material aus dem Inneren der Bandscheibe (Nucleus pulposus) übt mechanischen Druck auf die umliegenden Nervenfasern aus. An der Stelle der Ruptur entsteht eine Entzündung in unmittelbarer Nähe zum zentralen Nervensystem. Das ausgetretene Bandscheibeninnere ist aufgrund von Sauerstoffmangel häufig übersäuert und enthält viele Entzündungshormone. Der mechanische Druck und die chemische Reizung können zu chronischen Schmerzen, Lähmungen oder Gefühlsstörungen führen.

Mangelernährung und Übersäuerung der Bandscheibe

Veränderungen der Wirbelkörper und der Endplatten - also der Knorpelschicht zwischen Bandscheibe und den Wirbelknochen - und die Antriebsmotoren einer Degeneration. Durch Fett- und Wassereinlagerungen in die eigentlich gut durchbluteten Wirbelknochen verringert sich die Nährstoffversorgung der Bandscheibe und Stoffwechselprodukte können nicht mehr abtransportiert werden. Aus diesem Grund degeneriert die Endplatte und verknöchert langsam. Eine Unterversorgung der Bandscheibe mit ernährender Gewebsflüssigkeit führt zu einer Absenkung des pH-Wertes in der Bandscheibe: Sie wird "sauer". Wir kennen das von der Muskulatur: Wenn die Sauerstoffversorgung nicht ausreicht, bilden die Knorpelzellen mit dem reduzierten Stoffwechsel Milchsäure. Dieser sich verstärkende Prozess aus Unterversorgung, Ansäuerung, Stoffwechselblockade und abnehmender Wasserbindung des Nucleus pulposus (Bandscheibenkern) ist ein degenerativer Teufelskreis.

Blutgefäße und Nerven wachsen ein

Die untergehenden Zellen des Bandscheibenkerns senden über Hormone Notsignale aus, die das Einwachsen von Blutgefäßen und Nervenendigungen in die Bandscheibe fördern. Dies verringert die Stabilität der Bandscheibe. Eine gesunde Bandscheibe wird normalerweise nicht mit Blutgefäßen oder Nerven versorgt.

Entzündungen in der Bandscheibe

Der Untergang von Knorpelzellen in der Bandscheibe lockt Freßzellen (Makrophagen) an. Sie durchbrechen die zähe Bandscheibenhülle und geben Entzündungshormone (Zytokinen) an das umgebende Gewebe ab. Diese chemischen Verbindungen beschleunigen den Abbau des Bindegewebes in der Bandscheibe. Die Gewebshormone fördern außerdem das schädliche Einwachsen von Blutgefäßen in die Bandscheibenhülle.

Verlust der stoßdämpfenden Funktion

Mit der Zeit kann die Bandscheibenhülle (Anulus fibrosus) rissig und spröde werden. Durch den sinkenden Wassergehalt schwindet auch die Versorgung der Bandscheibe mit Nährstoffen. Zusätzlich verringert sich die Fähigkeit der Bandscheibe, Stöße abzufangen. Eine solche Bandscheibe zeigt typischerweise hervortretende Außenwände, eine sogenannte Bandscheibenprotrusion.

Die Last auf die Bandscheibenhülle steigt mit sinkendem Volumen und erhöht die Gefahr einer Ruptur. Ein reduzierter Wassergehalt geht also mit einer kontinuierlichen Absenkung der Vitalität und einem Verlust an lebendigen Knorpelzellen einher.

Die Alterung der Bandscheibe führt nicht zwangsläufig zu einem Bandscheibenvorfall. Eine gut ausgebildete Rückenmuskulatur entlastet die Bandscheibe. Zielgerichtetes Training stabilisiert und reaktiviert die Stoffwechselprozesse in den erkrankten Bandscheiben.

Bandscheibenvorwölbung (Protrusion)

brüchige Bandscheibenhülle Wird die Bandscheibenhülle brüchig, die den Gallertkern vom Rückenmarkskanal trennt, ist ein Bandscheibenvorfall durch Überlastung sehr wahrscheinlich. © Viewmedica

Die Regenerationsfähigkeit der Bandscheiben nimmt mit dem Lebensalter ab. Im Laufe der Zeit schrumpfen Bandscheiben dauerhaft. Anfangs verläuft dieser Prozess unbemerkt. Im höheren Alter können wir die Volumenreduktion an einer geringeren Körperhöhe erkennen. Von allen Geweben des menschlichen Körpers zeigt die Bandscheibe die weitreichendsten degenerativen Veränderungen.

Zunächst wölbt sich die Bandscheibe unter Druck lediglich in den Spinalkanal vor (Bandscheibenprotrusion). Die fortschreitende Degeneration führt zu einem Riss im bindegewebigen Faserknorpel und es ergibt sich ein Bandscheibenvorfall.

Der Faserring der Bandscheibe wird spröde und bricht

Beugt Laufen einem Bandscheibenvorfall vor?

Laufen und Bewegung ist eigentlich die beste Medizin für die Wirbelsäule. Wir raten Personen, die erst im mittleren Lebensalter mit dem Lauftraining beginnen, zu einem langsamen Trainingsbeginn. Beim Laufsport sind die Bandscheiben besonderen Belastungen ausgesetzt. Besonders das vertikale Zusammendrücken (Stauchen) der Bandscheiben beim Aufprall während des Laufzyklus kann bei nicht ausreichend trainierter Stützmuskulatur zur Überlastung der Bandscheiben führen.

Der Verlust an Elastizität betrifft auch den harten Faserring, der das Innere der Bandscheibe umhüllt. Hier bilden sich Risse, in die der weiche Gallertkern jetzt eindringen kann. Zugleich steigt die Druckbelastung auf den Faserring aufgrund der Höhenabnahme der Bandscheibe. Jetzt können sich Gallertkern und Faserring vorwölben – ähnlich wie bei einem Gummiball, der zwischen den Handflächen plattgedrückt wird. Ab diesem Stadium spricht man von einer Bandscheibenprotrusion. Mediziner sprechen von einem inkompletten Bandscheibenvorfall. Durchbricht der Gallertkern den äußeren Faserring und tritt nach außen in den Wirbelkanal, liegt ein Bandscheibenvorfall vor.

Diagnose: Wie stellt der Arzt einen Bandscheibenvorfall fest?

Klinisch-neurologische Untersuchung der Folgen des Bandscheibenvorfalls Die sorgfältige klinische und neurologische Untersuchung durch den Chirurgen ist ein wesentlicher Teil der Diagnose. Durch die genaue Bestimmung der Schmerzmuster und der Funktionsausfälle kann er überprüfen, ob ein bestimmtes radiologisches Bild der Wirbelsäule tatsächlich für die vorliegenden Beschwerden ursächlich ist. © Gelenk-Klinik

Bildgebende Verfahren: Röntgen, MRT, CT

Der Bandscheibenvorfall verlangt eine gründliche Untersuchung. Dabei ist das MRT (Magnetresonanztomographie) in Verbindung mit einer ausführlichen klinischen Untersuchung der beste Weg zu einem klaren Befund.

Der Bandscheibenvorfall kann in unterschiedlichen Schweregraden auftreten:

  1. Die Bandscheibenprotrusion ist eine Vorwölbung der Bandscheibe in den Spinalkanal, ohne dass die bindegewebige Hülle (Anulus fibrosus) einreißt. Es dringt kein Material aus dem Bandscheibenkern nach außen.
  2. Beim Bandscheibenvorfall hingegen bricht die zähe Hülle der Bandscheibe und ein Teil des gallertartigen Inneren dringt nach außen.

Mithilfe der bildgebenden Verfahren wie MRT oder Röntgen können wir diese beiden Arten des Bandscheibenvorfalls unterscheiden. Hinsichtlich der Folgen für den Patienten (Schmerzen und Bewegungseinschränkung) ähneln sich beide Formen.

Im Fall einer Ruptur mit einem auch in der Bildgebung klar sichtbaren Sequester (abgetrenntes Material aus dem Bandscheibeninneren) wird im Allgemeinen eher operiert als bei einer Vorwölbung. Ein großer, wasserhaltiger Sequester wird aber vom menschlichen Körper recht schnell resorbiert. Im Bild äußert sich das abgetrennte Bandscheibenmaterial mit einer umfangreichen Ausdehnung nahe den Spinalnerven. Diese kann sich unter konservativer Therapie relativ rasch – innerhalb von 2 Monaten – zurückbilden. Wenn die Beschwerden für den Patienten tolerierbar sind, besteht keine OP-Indikation. Ist das Bandscheibenmaterial nach zwei Monaten noch nicht resorbiert, kann man eher nicht mehr mit spontaner Rückbildung rechnen. In diesem Fall empfehlen die Wirbelsäulen-Spezialisten der Gelenk-Klinik eine operative Entfernung. Jede Entscheidung für oder gegen einen operativen Eingriff wird in enger Abstimmung mit dem Patienten und den Physiotherapeuten getroffen.

MRT-Aufnahme eines lumbalen Bandscheibenvorfalls (L5/S1) im Längsschnitt der Wirbelsäule. MRT-Aufnahme eines lumbalen Bandscheibenvorfalls (L5/S1) im Längsschnitt der Wirbelsäule. © Gelenk-Klinik.de

MRT-Aufnahme eines lumbalen Bandscheibenvorfalls (Segment L5/S1) im Längsschnitt der Wirbelsäule. Der Bandscheibenvorfall (gelber Kreis) ist massiv und engt sichtbar den Duralsack des Rückenmarks ein. Im darüberliegenden Segment (L4/L5) sieht man eine deutliche Bandscheibenprotrusion, die ebenfalls den Wirbelkanal einengt. Diese Bandscheibenprotrusion kann ebenfalls zu Beschwerden und Rückenschmerzen führen. Es ist allerdings nicht möglich, vom MRT-Bild auf behandlungsbedürftige Beschwerden zu schließen. Eine zusätzliche klinische Untersuchung ist immer notwendig, um zu klären, ob die Beschwerden, die den Patienten zum Rückenspezialisten geführt haben, wirklich auf den radiologischen Befund zurückzuführen sind.

Aufnahmen mit dem Kernspin (MRT) oder Computertomografen (CT) helfen bei der Untersuchung des betroffenen Segments. Allerdings sollte man bei einem Bandscheibenvorfall, der sich nur im MRT-Bild zeigt und sonst keine Symptome aufweist, von einer Operation absehen. Die Röntgen-Darstellung der Bandscheiben und des Wirbelkanals mittels Kontrastmittels runden die Untersuchung des Bandscheibenvorfalles ab.

Klinische Untersuchung des Bandscheibenvorfalls

Klinisch-neurologische Untersuchung des Bandscheibenvorfalls Der Chirurg prüft die Sensibilität bestimmter Hautareale im Seitenvergleich. Dafür setzt er verschiedene Reize wie Temperaturempfinden, Vibration oder Tastsinn ein, um die Lage eines Bandscheibenvorfalls genauer einzugrenzen. © Gelenk-Klinik

Der behandelnde Orthopäde ergänzt die Diagnose des Bandscheibenvorfalls immer durch eine ausführliche neurologische Untersuchung. Die Testung der Sensibilität und der Motorik können Ausfallmuster entdecken, die der radiologisch gezeigten Lage des Bandscheibenvorfalls anatomisch entsprechen.

Welche Schmerzen sind typisch für einen Bandscheibenprolaps?

Ein Bandscheibenvorfall ist dann schmerzhaft, wenn das Bein in liegender oder sitzender Position angehoben wird. In der klinischen Untersuchung gilt dieses sogenannte Lasegue-Zeichen als Indiz für einen Bandscheibenvorfall zwischen den Wirbeln L4 (4. Lendenwirbel) und S1 (1. Sakralwirbel).

Ausstrahlende Schmerzen, die sich weit in Kopf, Schulter, Arme oder Beine ausdehnen, sind ebenfalls deutliche Indizien für einen Bandscheibenvorfall.

Eine EMG-Untersuchung (Elektromyographie) kann durch Messung der Muskelerregung die durch den Bandscheibenvorfall gereizten Nerven genau dokumentieren.

Konservative Therapie des Bandscheibenvorfalls

Schmerzstillende Verfahren nach Bandscheibenvorfall:

Die konservative Behandlung des Bandscheibenvorfalls therapiert nicht die Schmerzursache – also den mechanischen Druck auf Rückenmark und Nerven –, sondern begleitet den natürlichen Rückbildungsprozess des Vorfalls durch schmerzstillende Maßnahmen. Eine konservative Behandlung führt nicht zu einer Wiederherstellung der Bandscheibenfunktion, wenn das Volumen durch den Austritt des Bandscheibenmaterials deutlich reduziert ist. Das Ziel der konservativen Behandlung ist es, die Zeit bis zur Abheilung des Prolaps so schmerzfrei wie möglich zu gestalten.

Nichtoperative Maßnahmen sind in der Mehrzahl der Fälle die bevorzugte Behandlungsstrategie der Orthopäden der Gelenk-Klinik. Neben der kurzfristig wirksamen, akuten Schmerztherapie steht mittelfristig die Kräftigung der Muskulatur und dadurch die Entlastung der degenerierten Bandscheibe durch Physiotherapie im Vordergrund.

Bestehen keine akuten Lähmungen oder Gefühlsstörungen, hat der Patient genügend Zeit, die natürliche Rückbildung des Bandscheibenvorfalls mittels unterstützender konservativer Maßnahmen abzuwarten.

Sehr wichtig ist dabei die psychologische Begleitung der Patienten. Menschen mit depressiver Verstimmung empfinden Rückenschmerzen anders – häufig intensiver – und ordnen den Gesamtverlauf ihrer Erkrankung anders ein. Der Rückenspezialist erkennt dies im Arzt-Patienten-Gespräch und berücksichtigt es in seiner Behandlungsstrategie.

Natürlicher Heilungsprozess setzt in jedem Fall ein

Nach der natürlichen Schrumpfung des Bandscheibenvorfalls durch Abbau der hervorgetretenen Bandscheibenanteile lässt der Druck auf die Nervenwurzeln und das Rückenmark nach. Dieser natürliche Heilungsprozess tritt auch ohne operative Therapie nach einiger Zeit ein. Bei einer operativen Entfernung stellt sich der Effekt schneller ein, aber einige Monate nach dem Prolaps sehen wir bei konservativer Therapie ein gleichwertiges Ergebnis für den Patienten.

Besonders wichtig ist: Trotz Schmerzen ist moderate Bewegung das Beste für den Patienten. Bettruhe ist nicht länger als ein paar Tage sinnvoll. Schonung kann durch Rückbildung der Muskulatur und Reduktion der Stoffwechselaktivität die Situation sogar verschlechtern.

Operation und Physiotherapie sind oft gleichwertige Behandlungsoptionen

Kriterien für eine operative Therapie:

  • starke Schmerzen, die eindeutig vom Bandscheibenvorfall verursacht werden und durch schmerzstillende Medikamente nicht ausreichend therapiert werden können
  • zunehmende Lähmungserscheinungen, Muskelschwäche oder neurologische Ausfälle
  • Verlust von Reflexen
  • Cauda-equina-Syndrom: Störungen der Stuhl- und Harnkontrolle
  • Empfindungsstörungen an Oberschenkeln, Genitalien und Gesäß
  • plötzlich auftretende Impotenz
  • Beschwerden, die sich nach sechs Wochen noch nicht gebessert haben oder zunehmende Schmerzen unter konservativer Behandlung
  • im Bild nachgewiesene sehr große Bandscheibenvorfälle

Viele Bandscheibenvorfälle lassen sich auch ohne Operation konservativ erfolgreich behandeln. Der Bandscheibenvorfall bildet sich durch eine natürliche Entzündungsreaktion des Körpers wieder zurück. Dabei gelangt das ausgetretene Bandscheibenmaterial aber nicht mehr zurück in die Bandscheibe, sondern wird vom Körper aufgelöst. Eine konservative Behandlung kann diese Rückbildung nicht auslösen oder gar beschleunigen: Sie ist die natürliche Antwort des Körpers auf die Verletzung. Nur etwa 10–15 % der Bandscheibenrupturen erfordern eine operative Behandlung.

Eine Ausnahme bilden Vorfälle, die zu Lähmungen (Paresen) führen. Starke Einschränkungen der Bewegung, beispielsweise bei einer Fußheberparese, erfordern eine schnelle Entfernung des Druck ausübenden Materials. Nur so lassen sich bleibende Schäden an den betroffenen Nerven verhindern. Zur Vorbereitung einer operativen Behandlung des Bandscheibenvorfalls hilft eine unterstützende konservative Therapie. Auch in der Rehabilitation bleibt diese immer ein wesentlicher Bestandteil des Behandlungskonzeptes.

Operative Therapie des Bandscheibenvorfalls

Wenn der Bandscheibenvorfall die Nervenwurzel oder das Rückenmark bedrängt und zu starken Schmerzen und Funktionsausfällen führt, besteht die Indikation für eine Operation. Um die Nerven wieder freizugeben, muss der Operateur das ausgetretene Bandscheibenmaterial entfernen. Dafür kann er ein offenes, ein mikrochirurgisches oder ein endoskopisches Operationsverfahren wählen. Wichtig ist nur, dass er den ausgetretenen Sequester – das abgetrennte Bandscheibenmaterial – vollständig entfernt (Sequestrektomie).

Häufig wird bei der Operation das gesamte Innere der Bandscheibe entfernt (Diskektomie). Das führt aber zu keinen nachweisbaren klinischen Vorteilen. Die annähernd vollständig entfernte Bandscheibe erfüllt keine Funktion mehr, weil ihr Volumen stark vermindert ist. Dafür ist bei der Sequestrektomie die Rate für erneute Risse etwas erhöht, weil noch Material in der Bandscheibe vorhanden ist, das wieder austreten kann. Insgesamt verspricht eine Bandscheibe mit Restvolumen allerdings eine wesentlich höhere klinische Erfolgsrate.

Akutbehandlung nach einem Bandscheibenvorfall

Zunächst steht nach einem Bandscheibenvorfall die Behandlung der akuten Folgen im Vordergrund. Physiotherapie, Medikamente oder eine operative Entfernung sind mögliche Behandlungswege. Schmerzlindernde Maßnahmen im Rahmen einer konservativen Behandlung gestalten die Zeitspanne bis zur Rückbildung des aus der Bandscheibe ausgetretenen Materials für den Patienten möglichst erträglich.

Bei der operativen Behandlung entfernt der Chirurg das ausgetretene Material. In beiden Fällen werden die akuten Rückenschmerzen medikamentös behandelt.

Langfristig kann die Bandscheibe nach einem Bandscheibenvorfall mit vermindertem Volumen und dadurch auch verminderter stoßdämpfender Funktion zurückbleiben.

Im Rahmen eines ganzheitlichen Behandlungskonzeptes steht vor allem die langfristige Kräftigung und der Erhalt der beschädigten Bandscheibe im Vordergrund. Eine Bandscheibe mit reduziertem Volumen führt zu zunehmender Instabilität des betroffenen Wirbelsäulenabschnitts. Die knöchernen Veränderungen an den Wirbelkörpern (Knochensporne oder Spondylophyten) engen den verfügbaren Raum für Rückenmark und Nerven ein. Das führt zu einer Beeinträchtigung der Funktion des Nervensystems, zu Rückenschmerzen und zu einer Wirbelkanalstenose.

Die Therapie des akuten Bandscheibenvorfalls ist für die Experten der Gelenk-Klinik eingebettet in eine langfristig bandscheibenerhaltende oder -regenerierende Behandlung. Mit den aufbauenden (augmentierenden) Therapien kann ein Operateur einem Bandscheibenvorfall sogar vorbeugen. Durch das im letzten Jahrzehnt gestiegene Verständnis der Bandscheibendegeneration wurden neben den wirbelkörperversteifenden oder bandscheibenersetzenden Maßnahmen neue Verfahren entwickelt.

Von gleicher Bedeutung wie die Akutbehandlung ist die Vorbeugung einer erneuten Ruptur nach einem Bandscheibenvorfall. Dafür gibt es einige Verfahren zur dauerhaften Stärkung der erkrankten Bandscheibe, zu denen allerdings trotz positiver Zwischenergebnisse noch keine Langzeiterfahrungen vorliegen.

Was bestimmt Funktion und Vitalität der Bandscheibe?

  • Wassergehalt der Bandscheibe
  • Säuregrad (pH-Wert) des Bandscheibenkerns
  • Volumen der Bandscheibe
  • Grad der Elastizität des Faserknorpels (Anulus fibrosus)

Die geschwächte Bandscheibenhülle aus Bindegewebe wird möglichst schnell stabilisiert, um einen erneuten Bandscheibenvorfall zu verhindern. Gerade bei jüngeren, aktiven Menschen ist ein langfristiger Ansatz bei beginnender Bandscheibendegeneration oder nach dem Bandscheibenvorfall von größter Bedeutung. Um eine frühzeitige Bandscheibendegeneration und Alterung der Wirbelsäule zu vermeiden, therapieren die Wirbelsäulenspezialisten nicht nur den akuten Bandscheibenvorfall. Ihr vorrangiges Ziel ist, die Elastizität und Festigkeit der Bandscheibe langfristig zu erhalten, zu verbessern und einem Prolaps in der Zukunft vorzubeugen.

Nach dem Bandscheibenvorfall steht die Stabilisierung der bindegewebigen Hülle und die Volumenerhöhung der gerissenen Bandscheibe im Vordergrund. Die durch ein stabiles Volumen erhaltene Bandscheibenfunktion ist für die Patienten der Schlüssel zu einer schmerzfreien und belastbaren Wirbelsäule.

OP-Entscheidung erst nach Ausschluss anderer Ursachen für die Rückenschmerzen

Wegweisend für einen operativen Eingriff sind die klinischen Beschwerden des Patienten und nicht die Befunde auf Röntgenbildern. Die exakte Diagnostik stellt an die Wirbelsäulenexperten besondere Herausforderungen. Sie grenzen unspezifische Rückenschmerzen, die auf muskulären Ungleichgewicht oder Bewegungsmangel beruhen, sicher von einem Bandscheibenprolaps ab. Beispielsweise zeigt die Injektion eines lokal wirkenden Betäubungsmittels in die betroffene Nervenwurzel, ob hier der Rückenschmerz seinen Ursprung hat.

Ziel der Bandscheibenoperation: Schmerzfreiheit und neurologische Verbesserung

Für einen zufriedenstellenden Verlauf der Bandscheibenoperation ist es wichtig, die Erwartungen an das Ergebnis zu klären. Das Ziel besteht darin, die aus den Bandscheiben ausgetretene Masse aus der Umgebung des Rückenmarks oder der Nervenwurzeln zu entfernen. Dadurch beseitigt man den Druck des Bandscheibensequesters, der für die Beschwerden verantwortlich war. Die Nervenfunktion erholt sich in der Folge in den meisten Fällen schnell wieder.

Die Entfernung des Bandscheibenvorfalls zielt also nicht darauf ab, die Funktion der Bandscheibe wiederherzustellen. Die beim Vorfall ausgetretene Masse wird nicht wieder in die Bandscheibe zurückgebracht. Am degenerierten Zustand der Bandscheibe ändert die Bandscheibenoperation nichts. Es geht bei einem Eingriff darum, die Folgen des Fremdkörpers in der Umgebung der Bandscheibe effektiv und schnell zu beseitigen. Nach Entfernung des ausgetretenen Materials bleibt ein Loch in der gerissenen Bandscheibenhülle zurück.

Um mögliche weitere Quellen von Rückenschmerzen zu erkennen oder auszuschließen, führen die Ärzte der Gelenk-Klinik nach der Operation umfassende Untersuchungen durch. So sichern sie ab, dass der Patient nach der Bandscheibenoperation gute Aussichten hat, frei von Nacken-, Rücken- und Beinschmerzen zu sein.

Vor- und Nachteile der Bandscheibenoperation

Risiken der Bandscheibenoperation:

  • anhaltende Schmerzen auch nach operativem Eingriff
  • schmerzhafte Narbenbildung
  • erneuter Riss der Bandscheibenhülle (Re-Ruptur)

Eine Operation ist erfahrungsgemäß nur bei etwa 10 % aller Bandscheibenvorfälle erforderlich. Vor einer Operation schöpft der behandelnde Orthopäde alle konservativen Therapiemöglichkeiten aus. Patienten erholen sich nach operativer Behandlung wesentlich schneller, verglichen mit konservativer Ausheilung. Sie sind schneller schmerzfrei und mit ihrer Behandlung allgemein zufriedener. Sie kehren früher ins Berufsleben zurück als Patienten nach konservativer Behandlung. Dabei kann es eine Rolle spielen, dass bei operativer Behandlung das Bandscheibenmaterial sofort entfernt wird, während bei konservativer Therapie es sich langsam durch eine natürliche Entzündungsreaktion zurückbildet.

Zu langes Abwarten verschlechtert das OP-Ergebnis:

Das Ergebnis einer Operation ist umso schlechter, je länger die Schmerzen vorher angedauert haben. Das liegt an einer möglichen Chronifizierung von Bandscheibenschmerzen. Durch überlange konservative Therapieversuche können daher wichtige operative Behandlungsoptionen verloren gehen.

Zunächst müssen die eingequetschten Nervenwurzeln vom schmerzhaften Druck befreit werden. Das erreicht man in der Regel durch die operative Entfernung des ausgetretenen Bandscheibenmaterials oder die Verkleinerung des Bandscheibenvorfalles. Die Wahl der Behandlung hängt davon ab, ob es sich um eine Vorwölbung (Bandscheibenprotrusion) oder um einen Bandscheibenvorfall (Prolaps) handelt. Der genaue Ort, die Art und das Ausmaß des Vorfalls spielen eine wichtige Rolle. Zur Verfügung stehen die folgenden minimalinvasiven Verfahren:

Mikrochirurgische Entfernung des Bandscheibenvorfalls

Ablauf der mikrochirurgischen Bandscheiben-OP:

  • Narkose: Vollnarkose
  • Operationsdauer: 1–2 Stunden
  • Verfahren: offene OP unter dem Mikroskop
  • stationärer Aufenthalt: ca. 4 Tage
  • Nahtlänge: 2–3 cm
  • Mobilisierung ab dem 1. Tag nach der Operation
  • Physiotherapie ab dem 1. Tag nach der Operation

Je nach Lage des Bandscheibensequesters ist ein endoskopisches Verfahren nicht immer möglich. So müssen gelegentlich endoskopisch operierte Bandscheibenvorfälle während der Operation zu einem mikrochirurgischen Eingriff ausgeweitet werden.

Die mikrochirurgische Operation des Bandscheibenvorfalls ist noch immer der Goldstandard unter den Operationsmethoden. Sie ermöglicht dem Operateur unabhängig von der Lage und Verlaufsrichtung des Bandscheibenvorfalls eine freie Sicht auf das gesamte Operationsgebiet. Die mikrochirurgische Operation erfolgt mithilfe eines Mikroskops. Es genügt ein wenige Zentimeter langer Hautschnitt in der Umgebung des Bandscheibenvorfalls.

Operationsrisiken der Mikrochirurgie:

  • Narbenbildung nach der Operation
  • sehr selten Nervenverletzung bei der Entfernung des Bandscheibenvorfalls
  • allgemeine OP-Risiken (Infektionen, Wundheilungsstörungen)
  • langfristig ziehende Schmerzen

Der Operateur setzt den Schnitt je nach Lage des Bandscheibenvorfalls über oder etwas seitlich der Mittellinie der Wirbelsäule. Die Muskulatur wird von den Dornfortsätzen (zum Rücken gerichteter Wirbelfortsatz) gelöst, um Zugang zur Wirbelsäule zu erhalten.

Diskektomie:

Wenn der Vorfall noch mit dem Inneren der Bandscheibe (Nucleus pulposus) verbunden ist, muss ein Teil des Bandscheibenkerns mit entfernt werden, um einem erneuten Vorfall vorzubeugen. Der OP-Ablauf und der Zugang der Diskektomie entsprechen ansonsten der mikrochirurgischen Bandscheibenoperation.

Hierzu muss der Operateur das Längsband zwischen den Wirbelkörpern (Ligamentum flavum) etwas einschneiden. Wenn der Bandscheibenvorfall "sequestriert" ist, also keine Verbindung mehr zum weichen Bandscheibenkern hat, kann er relativ leicht entfernt werden. Dies befreit Nervenwurzeln und Rückenmark vom Druck.

Das Operationsgebiet wird nach dem Eingriff mit einer Naht verschlossen. Der Patient bleibt etwa vier Nächte stationär in der Gelenk-Klinik.

Endoskopische Entfernung des Bandscheibenvorfalls

Minimalinvasive, endoskopische Bandscheibenoperation Bei der minimalinvasiven, endoskopischen Bandscheibenoperation erfolgt der Zugang zum Operationsgebiet durch eine Hohlnadel. Unter direkter endoskopischer Sicht führt der Operateur gezielt die Instrumente ein, die den Bandscheibenvorfall entfernen. Das Ablösen von Muskeln und Bändern ist bei der endoskopischen Methode nicht erforderlich. © Joimax

Ablauf der endoskopischen Bandscheibenoperation:

  • ca. 5 mm Hautschnitt
  • Operation unter Röntgenkontrolle
  • Operationsdauer: 30–45 min
  • keine Naht erforderlich
  • sofortige Mobilisierung am OP-Tag
  • 3 Tage stationärer Aufenthalt
  • keine Narbenbildung nach der Operation

Zur endoskopischen Entfernung des Bandscheibenvorfalls wird eine Hohlnadel durch die Haut in das betroffene Gebiet vorgeschoben. Diese verfügt sowohl über einen Arbeitskanal als auch über eine Kameralinse mit Lichtquelle sowie einen lichtleitenden Schlauch mit sehr kleinem Durchmesser. Meist eignen sich unkomplizierte Bandscheibenvorfälle mit einer endoskopisch gut erreichbaren Lage für dieses Operationsverfahren. Anstelle des Operationsmikroskops gewährleistet hier die endoskopische Optik die gute Sichtbarkeit des Operationsgebiets. Der Blickwinkel ist dabei deutlich eingeschränkter als beim mikrochirurgisch offenen Zugang. Dies erschwert die genaue Untersuchung des Operationsgebietes nach weiteren Sequestern mit Bandscheibenmaterial.

Ein Hautschnitt in der Umgebung der Wirbelsäule ist bei der endoskopischen Operation der Wirbelsäule nicht notwendig. Die Öffnung beträgt nur ca. 5 mm, wodurch die Narbenbildung minimal ist. Die möglichen Nebenwirkungen einer offen mikrochirurgischen Bandscheibenoperation sind durch den endoskopischen Zugang minimiert.

Vorteile der endoskopischen Bandscheibenchirurgie:

  • kleinerer Hautschnitt, schnellere Heilung
  • geringerer Blutverlust
  • geringeres Infektionsrisiko
  • Lokalanästhesie möglich
  • kürzerer Klinikaufenthalt
  • kürzere Krankschreibung

Wann immer ein endoskopisches Vorgehen durch die Lage des Bandscheibenvorfalls aussichtsreich erscheint, bieten wir unseren Patienten den minimalinvasiven Zugang an. In einer eingehenden Voruntersuchung klären wir die individuelle Situation und besprechen gemeinsam mit dem Patienten das operative Vorgehen. Der Vergleich des endoskopischen Verfahrens mit der Mikrochirurgie ist noch Bestandteil von Studien. Bisher scheinen die Operationsergebnisse bei beiden Verfahren gleich gut zu sein. Die verminderte Narbenbildung bei der Endoskopie bietet zusätzliche Vorteile für den Patienten. Die langfristigen Komplikationsraten und die Menge an Wiederholungsoperationen unterscheiden sich nicht erkennbar. Somit liegt die Wahl des Operationsverfahrens zu großen Teilen beim Operateur.

Erhalt und Regeneration der Bandscheibe nach Bandscheibenvorfall

Invasive Operationen bei Bandscheibendegeneration:

  • intraspinöser Spreizer:
    Entlastung (Dekompression) bei Verengung des Wirbelkanals
  • Spondylodese:
    Wirbelsäulenversteifung bei Wirbelgleiten
  • Bandscheibenprothese:
    Ersatz der Bandscheibe in Hals- und Lendenwirbelsäule unter Erhalt der Beweglichkeit

Rückenschmerzen aufgrund eines Bandscheibenvorfalls werden vor allem konservativ mit Schmerzmitteln und Physiotherapie behandelt. Funktion und Höhe der Bandscheiben ändern sich durch dieses Vorgehen nicht. Vielmehr unterstützen die Maßnahmen durch gezielten Muskelaufbau die Stabilität und Funktion der Bandscheiben.

FAQ: Häufig gestellte Fragen zum Bandscheibenvorfall an PD Dr. David-Christopher Kubosch von der Gelenk-Klinik Freiburg

Wer ist betroffen von einem Bandscheibenvorfall?

In der Gelenk-Klinik behandeln wir etwa gleich viele Männer wie Frauen mit Bandscheibenvorfällen. Allerdings beobachten wir, dass die Patienten immer jünger werden; nicht selten suchen uns 30-Jährige mit starken Rückenschmerzen auf, deren Ursache sich später als Bandscheibenvorfall herausstellt. Bei genauerem Nachfragen üben die Betroffenen meist eine sitzende Bildschirmtätigkeit aus und treiben nicht regelmäßig Sport. Beide Faktoren sind ausschlaggebend dafür, dass die Bandscheiben schlecht mit Wasser und Nährstoffen versorgt werden. Kommt dazu noch ein ungesunder Lebensstil, steigt die Gefahr für einen Bandscheibenvorfall erheblich.

Welcher Arzt behandelt einen Bandscheibenvorfall?

Der erste Weg führt die meisten Betroffenen zu ihrem Hausarzt. Dieser wird bei Verdacht auf einen Bandscheibenvorfall eine Überweisung an einen orthopädischen Kollegen vornehmen, damit sich keine bleibenden neuronalen Schäden entwickeln. Orthopäden stehen spezielle Diagnosemethoden zur Verfügung, beispielsweise die Messung der Knochendichte, der Muskelaktivität oder eine 3D-Wirbelsäulendarstellung. Auf Basis der Ergebnisse erstellt der orthopädische Facharzt mit dem Patienten einen Behandlungsplan und erläutert ihm die in Frage kommenden Behandlungsmöglichkeiten.

Wie kann man einem Bandscheibenvorfall vorbeugen?

Ganz wichtig, damit Rücken und Bandscheiben lange gesund bleiben, ist regelmäßige Bewegung. Die knorpeligen Bandscheiben werden nicht durchblutet, sondern passiv durch das umgebende Gewebe mit Flüssigkeit versorgt. Bei Belastung geben die Bandscheiben Flüssigkeit und Stoffwechselprodukte ab, bei Entlastung nehmen sie Flüssigkeit und Nährstoffe auf. Wir raten unseren Patienten dazu, jede Gelegenheit zu sportlicher Aktivität zu nutzen: Treppensteigen statt Fahrstuhl fahren, kurze Strecken zu Fuß laufen statt das Auto benutzen. Gleichzeitig sind eine ausgewogene Ernährung, normales Gewicht und der Verzicht auf Nikotin die Grundlage für elastische Bandscheiben.

Kann man durch zu viel Sitzen einen Bandscheibenvorfall bekommen?

Die Arbeit am Computer und im Homeoffice ist Teil der modernen Arbeitswelt. Zu langes Sitzen führt allerdings schnell zu Verspannungen, Rückenschmerzen und blockiert die Regeneration unserer Bandscheiben. Wir Orthopäden raten dazu, sich im Büro oder zu Hause einen ergonomisch ausgerichteten Arbeitsplatz einzurichten, bei dem Sitzplatz und Schreibtisch optimal auf die eigenen Bedürfnisse ausgerichtet sind. Ein höhenverstellbarer Tisch bringt uns zum Beispiel auch während der Arbeit in Bewegung. Kurze Arbeitspausen kann man für einfache Bewegungsübungen nutzen.

Welche Schmerzen hat man bei einem Bandscheibenvorfall der Halswirbelsäule (HWS)?

Ein Bandscheibenprolaps der HWS kommt seltener vor als ein Bandscheibenvorfall der LWS. Orthopäden können aufgrund typischer Beschwerden schnell auf einen Prolaps der Halswirbel schließen:

  • starke Nackenschmerzen
  • verspannte, harte Nackenmuskulatur
  • Kopfschmerzen, manchmal Gleichgewichtsstörungen
  • Gefühlsstörungen in Arm und Hand: Sie reichen von Taubheit bis zu Kältegefühl und Kribbeln
  • Schmerzen in Schultern und Arm
  • Muskelschwäche im Arm

Wenn die Patienten in unsere Klinik kommen, halten sie häufig ihren Kopf leicht schief in Schonhaltung. Ausführliche Diagnostik dient als Basis für die nachfolgende Therapie und eine angepasste Medikation lindert die Schmerzen der Patienten und entspannt die Muskeln.

Welche Schmerzen hat man bei einem Bandscheibenvorfall der Lendenwirbelsäule (LWS)?

Patienten mit einem Bandscheibenprolaps der Lendenwirbelsäule suchen die Gelenk-Klinik vorrangig wegen ihrer starken Rückenschmerzen auf. Weitere Anzeichen für einen LWS-Bandscheibenvorfall sind:

  • stechende Rückenschmerzen, die unter Belastung stärker werden
  • Verstärkung der Schmerzen durch Husten und Niesen
  • möglicherweise Ausstrahlung der Rückenschmerzen über das Gesäß bis in ein Bein
  • möglicherweise Schwächung oder Lähmungserscheinungen der Beinmuskulatur

Oft stellen wir bei der körperlichen Untersuchung eine Muskelblockade im betroffenen Rückenbereich fest. In erster Linie setzen wir mit gutem Erfolg verschiedene konservative Therapiemethoden ein, bevor wir einen operativen Eingriff in Erwägung ziehen. Bei der Therapieplanung arbeiten wir eng mit dem Patienten und dem Physiotherapeuten zusammen und richten diese an den Wünschen und Möglichkeiten der Betroffenen aus.

Kann ich mit einem Bandscheibenvorfall joggen

Nach einem Bandscheibenprolaps wird durch gezielte Physiotherapie zuerst die Alltags- und später die Sporttauglichkeit wiederhergestellt. Wie lange dieser Prozess dauert, hängt von mehreren Faktoren ab:

  • Wo liegt der Bandscheibenvorfall?
  • Wie stark war die Beeinträchtigung durch den Prolaps?
  • Welches Fitnesslevel besaß der Patient vor dem Bandscheibenprolaps?

In den ersten Wochen nach dem Prolaps sollten die Patienten auf Spaziergänge umsteigen. Durch die Bewegung erholen sich die Bandscheiben und die Rückenmuskeln und haben ausreichend Zeit zu heilen.

In enger Absprache mit dem behandelnden Arzt kann man nach etwa drei Monaten und regelmäßiger Physiotherapie langsam daran denken, wieder in den Laufsport einzusteigen. Zuerst sollte man unbedingt auf weichem Untergrund mit stoßdämpfenden Schuhen laufen. Wichtig dabei: Auf den eigenen Körper hören und das Training nicht übertreiben.

Welche Bewegungen sollte man bei einem Bandscheibenvorfall vermeiden?

Ungeeignet für Bandscheibenpatienten sind alle Bewegungen, bei denen man abrupte Stoppbewegungen ausführt, springt oder Lasten hebt. Dazu gehören zum Beispiel die Sportarten Skifahren, Tennis und Fußball. Sportarten mit Körperkontakt sind ebenfalls ungeeignet. Bei einem Prolaps der Lendenwirbelsäule (LWS) belasten Sit-ups und Kniebeugen diesen Bereich der Wirbelsäule besonders und sollten vermieden werden.

Wann muss ein Bandscheibenvorfall operiert werden?

Wie jede Operation ist ein Eingriff an der Wirbelsäule mit Risiken verbunden. In der Gelenk-Klinik wägen wir nach ausführlicher Bildgebung und Untersuchung sehr genau ab, ob und welcher operative Eingriff am schonendsten und erfolgversprechendsten für den Patienten ist.

Eine klare Indikation für eine Operation besteht, wenn der Patient neurologische Ausfälle in den Beinen hat oder wenn Darm- oder Blasenfunktion gestört sind. Hier kann eine Operation gravierende Spätfolgen meist vermeiden. Auch bei einem sehr großen Bandscheibenvorfall, bei dem die ausgetretene Bandscheibe fast den gesamten Nervenkanal blockiert, empfehlen wir eine Operation. Nach dem Eingriff beobachten wir, dass die meisten Patienten sich schnell erholen und weitgehend beschwerdefrei sind.

Welches Bett eignet sich bei Bandscheibenvorfall?

Wenn Sie nach einem Bandscheibenvorfall eine neue Matratze anschaffen, sollten Sie gleichzeitig an den Kauf eines orthopädischen Lattenrostes denken. Nur, wenn das Lattenrost individuell im Schulter- und Beckenbereich verstellbar ist, profitieren Sie von allen Vorteilen des neuen Bettes. Wichtig ist dabei, dass die Wirbelsäule über Nacht entlastet wird und in ihrer doppelten S-Form zu liegen kommt. Da auch Ihre bevorzugte Schlafposition eine Rolle bei der Wahl des richtigen Bettes spielt, ist der Besuch eines Fachgeschäftes ratsam.

Welche Matratze ist geeignet nach einem Bandscheibenvorfall?

Nach einem Bandscheibenvorfall sollte die Wirbelsäule vor allem gestützt und entlastet werden. Die Matratze darf nicht zu weich sein, sonst sinkt der Rücken zu tief ein und die Wirbelsäule knickt ab. Ist die Matratze zu hart, werden die Bandscheiben nicht entlastet. Becken und Schulter sollten in die weichen Zonen der Matratze einsinken. Daher besteht eine gute Matratze aus festen und weichen Zonen, die die Körpermitte stützen und die anderen Bereiche entlasten. Erfahrungsgemäß eignet sich eine mittelfeste Matratze mit einem Härtegrad, der sich variabel einstellen lässt, am besten für Menschen nach einem Bandscheibenvorfall. Das Material, aus dem die Matratze gefertigt ist, ist persönliche Geschmackssache.

Welche Erfahrung haben die Ärzte der Gelenk-Klinik mit Bandscheibenvorfällen?

Wir behandeln in der Gelenk-Klinik regelmäßig die verschiedensten Formen und Schweregrade von Bandscheibenvorfällen. Das Team aus Wirbelsäulenspezialisten, Physiotherapeuten und Reha-Medizinern ist erfahren in der orthopädischen Diagnostik und Behandlung. Wir beraten die Patienten umfassend und individuell hinsichtlich ihrer Möglichkeiten und entwickeln einen persönlichen Therapieplan.

Welches Schmerzmittel hilft bei einem Bandscheibenvorfall?

Medikamente aus der Gruppe der nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR) wie Ibuprofen, Diclofenac und Naproxen lindern die Schmerzen eines Bandscheibenvorfalls. Sie durchbrechen den fatalen Kreislauf von Schmerzen, die zu Schonhaltung und Muskelverkrampfungen führen und damit noch stärkere Schmerzen auslösen. Die Kombination mit entzündungshemmenden Wirkstoffen unterstützt den Regenerationsprozess der Bandscheiben. Zusätzlich sind gezielte physiotherapeutische Übungen und leichte Bewegung besser möglich, wenn die Patienten schmerzfrei sind.

Bandscheibenvorfall oder Hexenschuss - wo liegt der Unterschied?

Die meisten Bandscheibenvorfälle betreffen die Bandscheibe zwischen dem 4. und 5. Lendenwirbel oder dem 5. Lendenwirbel und dem Steißbein. Man bezeichnet das dann als Prolaps L4/L5 beziehungsweise L5/S1. In diesem unteren Rückenbereich verläuft auch der dickste Nerv des Menschen, der Ischias. Bei einem Prolaps kann eine Bandscheibe auf die Nervenwurzel des Ischias drücken und starke Schmerzen verursachen, die bis hinunter in den Fuß ziehen können. Diese Nervenreizung nennt man Ischialgie. Es kommt teilweise zu Ausfällen der Beinmuskulatur und manchmal kribbelt es, als ob Ameisen über das Bein laufen. Bei einer Quetschung des Ischiasnerven kann es im schlimmsten Fall zur Lähmung von Darm und Blase kommen. Das ist ein medizinischer Notfall, der sofort operativ behandelt werden muss. Bei einem Hexenschuss (Lumbago) leiden die Betroffenen auch unter plötzlich einsetzenden, starken Rückenschmerzen. Es kommt aber nicht zu ausstrahlenden Schmerzen bis in die Beine. Diese neurologischen Ausfälle sind für einen Bandscheibenvorfall typisch.

Welches Schmerzmittel hilft bei einem Bandscheibenvorfall?

Es ist schwer, eine allgemeingültige Aussage zu dieser Frage zu machen. Viele Faktoren spielen eine Rolle, wie lange man arbeitsunfähig ist:

  • Wie schwer waren die Beschwerden durch den Bandscheibenvorfall?
  • Wurde konservativ oder operativ behandelt?
  • Übt der Patient eher eine sitzende oder körperlich anstrengende Tätigkeit aus?

Auch der Allgemeinzustand und die Art des operativen Eingriffs bestimmen darüber, wie lange die Arbeitsunfähigkeit eines Patienten dauert. Oft schließt sich an eine Operation eine Rehabilitationsmaßnahme von mehreren Wochen an. Insgesamt muss man mit einer Krankschreibung zwischen einigen Tagen bis hin zu mehreren Monaten rechnen.

Welcher Sport eignet sich bei einem Bandscheibenvorfall?

Alle Sportarten, die auf schonende Weise die Rumpfmuskulatur kräftigen, sind zur Vorbeugung und nach Operation eines Bandscheibenvorfalls geeignet. Dazu gehören Nordic Walking, Schwimmen, Yoga und das Trainieren mit leichten Gewichten unter Anleitung. Hierbei beraten Sie erfahrene Physiotherapeuten, die auch eine Haltungsschulung mit den Patienten durchführen. Sie durchbrechen schädliche Bewegungsmuster und zeigen Wege für rückenfreundliches Heben und Tragen von Lasten auf. Besonders geeignet für Bandscheibenpatienten ist das Radfahren, mit dem spezielle tiefe Rückenmuskeln gestärkt werden, die man sonst nur schwer trainieren kann.

 
Literaturangaben
  • Berman, B. M., Langevin, H. M., Witt, C. M. & Dubner, R. (2010). Acupuncture for chronic low back pain. The New England journal of medicine, 363(5), 454–461.
  • Bronfort, G., Haas, M., Evans, R., Leininger, B. & Triano, J. (2010). Effectiveness of manual therapies: the UK evidence report. Chiropractic & osteopathy, 18, 3+.
  • Casey, E. (2011). Natural history of radiculopathy. Physical medicine and rehabilitation clinics of North America, 22(1), 1–5.
  • Donelson, R. (2011). Mechanical diagnosis and therapy for radiculopathy.. Physical medicine and rehabilitation clinics of North America, 22(1), 75–89.
  • Füeßl, H. S. (2016). Wie sich ein Bandscheibenvorfall ohne Operation zurückbildet. MMW-Fortschritte der Medizin, 158(12), 41–41.
  • Hoppenfeld, S. Orthopaedic Neurology: A Diagnostic Guide to Neurologic Levels. J. B. Lippincott Company.
  • Iordanova, E., Roe, C., Keller, A., Skouen, J. S., Rygh, L. J., Espeland, A. et al. (2010). [Long-lasting low back pain and MRI changes in the intervertebral discs]. Tidsskrift for den Norske lægeforening: tidsskrift for praktisk medicin, ny række, 130(22), 2260–2263.
  • Iwamoto, J., Sato, Y., Takeda, T. & Matsumoto, H. (2010). The return to sports activity after conservative or surgical treatment in athletes with lumbar disc herniation. American journal of physical medicine & rehabilitation/Association of Academic Physiatrists, 89(12), 1030–1035.
  • Kotil, K. & Sengoz, A. (2011). The management in the C2-C3 disc herniations: a clinical study. Turkish neurosurgery, 21(1), 15–21.
  • Kvistad, K. A. & Espeland, A. (2010). [Diagnostic imaging in neck and low back pain]. Tidsskrift for den Norske lægeforening: tidsskrift for praktisk medicin, ny række, 130(22), 2256–2259.
  • Manchikanti, L., Singh, V., Falco, F. J., Cash, K. A. & Pampati, V. (2010). Evaluation of the effectiveness of lumbar interlaminar epidural injections in managing chronic pain of lumbar disc herniation or radiculitis: a randomized, double-blind, controlled trial. Pain physician, 13(4), 343–355.
  • Mayer, H. M., & Heider, F. C. (2016). Der lumbale Bandscheibenvorfall. Orthopädie und Unfallchirurgie up2date, 11(06), 427–447.
  • Postacchini, F. (1999). Lumbar Disc Herniation (1. ed). Springer.
  • Postacchini, F. & Postacchini, R. (2011). Operative management of lumbar disc herniation: the evolution of knowledge and surgical techniques in the last century. Acta neurochirurgica. Supplement, 108, 17–21.
  • Ramsey, R. (1999). Teaching Atlas of Spine Imaging (Teaching Atlas Series) (1. ed). Thieme.
  • Schmieder, K. (2019). Der lumbale Bandscheibenvorfall – Spontanverlauf, Therapieoptionen und klinische Ergebnisse. Die Wirbelsäule, 3(02), 107–111.
  • Selviaridis, P., Foroglou, N., Tsitlakidis, A., Hatzisotiriou, A., Magras, I. & Patsalas, I. (2010). Long-term outcome after implantation of prosthetic disc nucleus device (PDN) in lumbar disc disease. Hippokratia, 14(3), 176–184.
  • Stelzeneder, D. & Trattnig, S. (2010). [Biochemical magnetic resonance imaging of intervertebral discs and facet joints]. Der Radiologe, 50(12), 1115–1119.
  • Stoffel, M. (2019). Bandscheibenvorfall. Die Wirbelsäule, 3(02), 86–88.
  • Stout, A. (2010). Discography. Physical medicine and rehabilitation clinics of North America, 21(4), 859–867.
  • Walcott, B. P., Hanak, B. W., Caracci, J. R., Redjal, N., Nahed, B. V., Kahle, K. T. et al. (2011). Trends in inpatient setting laminectomy for excision of herniated intervertebral disc: Population-based estimates from the US nationwide inpatient sample. Surgical neurology international, 2.
  • Weber, H. (1983). Lumbar disc herniation: A controlled, prospective study with ten years of observation. Spine, 8(2), 131-140.
  • Wilmink, J. T. (2009). Lumbar Spinal Imaging in Radicular Pain and Related Conditions: Understanding Diagnostic Images in a Clinical Context (1. ed). Springer.